Freitag, 18. August 2017

Natural Horsemanship und Floskeln. Heute: HARMONIE

Wenn etwas besonders viel Anklang findet, ist es leicht, dass Floskeln entstehen. Fast jede(r) macht ja  heutzutage "Natural Horsemanship". Das heißt aber nicht, dass Natural Horsemanship auf das Equipment reduziert werden kann. Vielen ist nicht bewußt, dass es ein seriöses Handwerk ist und wie bei jedem Handwerk gibt es Auszubildende, Gesellen und Meister. Horsemanship ist wie die Herstellung eines guten Käses: Es braucht Wissen, das Bedürfnis an sich selbst zu arbeiten, die Bereitschaft immer mehr Wissen aufzunehmen und nicht zuletzt die Fertigkeiten, die ich durch Üben verfeinert werden kann, damit daraus Erfahrung entstehen.
Spätestens jetzt wird einem klar, dass die Werkzeuge wichtig sind, aber nur einen geringen Teil für den Erfolg mit unseren Pferden und in unserer Horsemanship Reise ausmachen.

Wer ein bisschen weiter denkt, merkt schon, dass dies ein lebenslanges Studium ist, eine Kunstform. Eine, in der Abkürzungen oder "Schnelllösungen" keine Platz haben.

Am 3-Tage Kurs mit Sam Caporn, lizenzierter 4-Sterne Parelli Instruktor und Horse Development Specialist aus Australien beim Horsemanshipcenter nördlich von Berlin sollten wir Teilnehmerinnen erleben, was Harmonie mit unseren Pferden bedeutet. Egal auf welchem Niveau wir uns befinden oder anders gesagt, in welchem Stadium unserer handwerklichen Ausbildung wir gerade sind.

Wie so oft bei seriösem Horsemanship war die Technik der kleinste Teil. Sicher etwas, an dem jeder Horseman immer und immer wieder feilen kann und sollte, aber nicht der wichtigste Teil unseres lebenslangen Studiums. So ging es z.B. darum mit unseren Equipment effizienter und vor allem klarer umzugehen. Das klingt sehr einfach, zumal wir am Boden gerade mal von drei Bestandteilen sprechen: Knotenhalfter, Seil und Stick mit Seilchen. Aber etwas was simpel scheint, heißt nicht, dass es einfach umzusetzen ist.
Sam erklärte uns dazu den Begriff "positional truth". Ein Konzept, welches er mit Neil Pye (ebenfalls aus Australien) vor kurzem besprochen hatte. Der Begriff erklärt sich fast von selbst und gemeint ist das Bewußtsein, wo wir z.B. unser Equipment benutzen. Die Position hat eine Auswirkung auf unser Pferd -egal ob erwünscht oder nicht-. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns dessen bewußt sind. Denn sonst wird natürlich aus einer "positional truth" eine "positional lie".
Immer wieder die Ermahnung an sich selbst zunächst natürliche Hilfen wie Körperenergie und Körpersprache zu nutzen, bevor wir künstliche Hilfen (Seil, Stick) nutzen. Denn die künstlichen Hilfen sind letztendlich nur eine Erweiterung unserer natürlichen Hilfen, nicht aber vorrangig.

Alleine dieses Beispiel zeigt wieder einmal, dass es bei Parelli Natural Horsemanship vor allem darum geht, uns selbst zu schulen und nicht unsere Pferde. Sind wir bereit, an uns zu arbeiten? Dann sind wir auch bereit für Parelli Natural Horsemanship.

In den Savvys On Line, Liberty und Freestyle unterstützte Sam uns mit Konzepten. Konzepte sind levelübergreifend und so paßte jedes Konzept für jedes Pferd/ Mensch Paar, denn Konzepte sind erweiterbar und können auf ein neues Niveau gebracht werden. Wie auch eine Pferd/ Mensch Beziehung erweitert werden kann und das partnerschaftliche Niveau mit Wissen und Erfahrung angehoben wird. Je weniger Missverständnisse es bei der Beziehung mit unseren Pferden gibt, desto harmonischer ist unsere gegenseitige Beziehung.
So war es auch nicht verwunderlich, dass es darum ging, dass wir an uns, an unserer "positional truth" arbeiten.

Ein weiteres Konzept war unserer Körperenergie geschuldet. Wie bewußt gehen wir damit um. Sam definierte dies mit AKTIV (Active)- NEUTRAL (Neutral) - BEENDEN (Quit). Was davon möchten wir gerade vermitteln und sind wir uns bewußt, was wir davon vermitteln. Spätestens hier war den Teilnehmerinnen bewußt, dass das eigene Kommunikationsrepertoire reduzierter oder/ und weniger abgegrenzt oder/ und weniger einem Plan folgt.

Am Ende des Kurses war klar, dass durch die Einhaltung der Konzepte die Harmonie ein Ergebnis der klaren Konzepte ist. Es wurde also u.a. Harmonie erreicht, ohne dass an Harmonie "gearbeitet" wurde. Oder anders gesagt, für Harmonie mit unseren Pferden sind wir selbst verantwortlich.

Seriöses Horsemanship ist eben viel mehr als nur ein Knotenhalfter anzuziehen und Stick und Seil zu schwingen und ein seriöser Horsemanship Instruktor unterrichtet viel mehr als die sieben Spiele, ist selbst eine lebenslange Studentin/ ein lebenslanger Student, die ihr/ der sein Wissen und Handwerk ständig durch Erfahrungen erweitert und weitergibt.

Sandra Gockenbach und Klaudia Duif freuen uns darauf, diese erlernten Konzepte weitergeben zu können und freuen uns auf ein Wiedersehen mit Sam Caporn.



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