Donnerstag, 9. April 2015

Die Skala der Ausbildung, Losgelassenheit - Klaudia Duif

Was heisst das eigentlich genau? Das zu erklären ist ganz einfach und doch umfangreich.

Das Bild soll mir dabei helfen, was "loslassen" für unser Pferde bedeutet.

Visuell ist es noch recht einfach zu erklären: wie das Bild zeigt hat das mit einer Entspannung zu tun, die sich z.B. in einer Dehnung äussert, den Kopf zu senken, die Muskeln zu entspannen, die für die Instikte wie z.B. Flucht verantwortlich sind:
  • Unterhalsmuskulatur. Ist diese angespannt, ist das Pferd im Fluchtmodus, es reagiert also instiktiv, denn mit einem erhobenen Kopf lässt sich die Umwelt besser überschauen und auch mein Gegenüber, dem ich vielleicht (noch) nicht vertraue.
  • Hinterhandmuskulatur. Da ist der Motor für die Flucht und für Fluchtverhalten (Steigen, Schlagen mit den Vorderhufen, Flucht nach vorne durch (weg-)rennen.
  • Nackenband (Schweifrübe/ Rücken). Bekanntlich ist das ein zusammenhängendes Band. Ist der Schweif also nicht entspannt, wird auch der Rücken und das Nackenband nicht entspannt sein.
Dies Grafik zeigt sehr deutlich, welche Bedeutung das Nackenband bei Entspannung und Anspannung hat und verdeutlich auch, was mit den Wirbeln in der jeweiligen Haltung passiert.
Vom Prinzip her müssen wir als Menschen, die ja zu den Raubtieren erst einmal verstehen, was es heisst für ein Pferd, welches zu den Fluchttieren gehört, loszulassen. Ein Fluchttier, dessen Instikt auf Überleben programmiert ist, gegenüber dem ultimativen Raubtier, dem Menschen?

WOW, das ist doch eine echte Herausforderung.

Vielleicht können wir uns so vorstellen, wie kontraproduktiv es ist, ein Pferd mechanisch in eine "Dehnungshaltung" zu zwingen, für die es mental und emotional gar nicht bereit ist.


Der Begriff Losgelassenheit sagt es schon als Solches, sie kommt von innen. Das kann das Pferd dann durch einer Dehnung oder Abschnauben zum Ausdruck bringen und ist das Ergebnis von innerer Losgelassenheit.

Vereinfacht gesagt, das, was wir visuell in Form einer Dehnung wahrnehmen, das physische Ergebnis eines positiven mentalen und emotionalen Zustandes.

Dehnung ist allerdings nicht gleich Dehnung. Bei einer gesunden Dehnung, ist die Nase des Pferdes vor der Senkrechten und das Pferd geht aktiv vorwärts, ohne den Takt zu verlieren. Bei der Grafik mit den beiden Pferden sieht man eine sehr schöne aktive Dehnung im Trab (links).


Ein solches Ergebnis ist ohne mechanische Hilfsmittel wie z.B. Hilfszügel erreichbar, indem wir -ähnlich wie schon beim Takt erklärt-, den Pferden Zeit geben und ihnen zuhören, ob sie losgelassen sein können. Wenn sie das nicht sind, sollten wir uns fragen warum und wie wir ihnen durch Strategien helfen können, Losgelassenheit und damit Entspannung zu erreichen.

Man kann hier gut erkennen, dass das Thema Losgelassenheit auch hier nicht auf das Reiten beschränkt ist. Vom Boden können wir unsere Pferde gut beobachten um einschätzen zu können, ob sie losgelassen sind und ihnen auch oder vor allem am Boden helfen, losgelassen zu werden.

Auch hier helfen uns wieder die 7 Spiele am Boden. Oft ist das, was vom Boden gemacht wird auf Longieren beschränkt. Wir nehmen uns dabei aber eine tolle Chance, unsere Pferde in verschiedenen Bereichen zu stimulieren und von ihnen zu lernen, als sie ausschliesslich im Kreis laufen zu lassen.

Es ist die Aufgabe des Menschen, Pferde besser zu verstehen anstatt unsere Pferde auf für sie unnatürliche Weise zu konditionieren. Das hat auch hier wieder mit einem soliden Fundament zu tun, welches sich Schritt für Schritt ausbaut.

Warum eine nicht erzwungene Losgelassenheit so wichtig ist? Wir möchten doch alle, dass unsere Pferde gesund bleiben und alt werden. Das können sie aber nur, wenn wir ihnen helfen, zu lernen, mental und emotional stabil(er) zu sein. Wir können keine Instinkte unterdrücken oder löschen, was wir ja auch nicht wollen, wir können ihnen aber helfen durch mentale und emotionale Fitness mit diesen Instikten umzugehen.
Ein Beispiel: Jeder von uns kennt negative Situationen und es gibt negative Situationen, die immer wiederkehren. Wann wird ein solches negatives Erlebnis für uns weniger negativ oder vielleicht sogar positiv? Ganz einfach, wenn diese Situation durch ein positives Ergebnis "entschärft" wird. Das ist z.B. eine der Strategien, wie wir unseren Pferden helfen können.

Wenn unsere Pferde nicht losgelassen sind, sind sie wie eingangs beschrieben in einem instinktivem Modus. Dieser Modus erlaubt es den Pferden nicht zu lernen, weil das Überleben an erster Stelle steht. Dieser Fluchtinstinkt wird nicht dadurch abgeschaltet, indem wir unsere Pferde mechanisch in eine Position zwingen, sondern nur dann, wenn wir dem Pferd erlauben zu lernen, es durch positive Reize bestätigen.

Durch die 7 Spiele erlangen unsere Pferde mehr mentale und emotionale Fitness, was auch für uns gilt. Diese innere Fitness führt dann zu äusserlichen -physischen- Fitness. Dazu kommen noch die Parelli Muster und das Wissensgebiet der Horsenalities, welches uns hilft, unsere Pferde besser zu verstehen und zu begreifen, wie Pferde eigentlich lernen.

Ohne diese innere Entspannung brauchen wir uns nicht dem nächsten Punkt Anlehnung widmen.

Montag, 6. April 2015

Skala der Ausbildung, Takt - Klaudia Duif

Takt und Rythmus gehören zusammen. Zur Vereinfachung denke ich z.B. an ein Metronom, welches sich immer im vorgegebenen Takt bewegt oder ein Lied, welches immer den selben Rythmus hat.

Unsere Pferd funktionieren aber nicht mechanisch wie ein Metronom oder haben immer den gleichen Rythmus wie ein Lied. Sie können Takt und Rythmus verlieren indem sie schneller oder langsamer werden, anhalten oder den Ryhtmus durch Stolpern gänzlich verlieren.

Ein Pferd kann nur im Takt gehen, wenn es emotional und mental stabil ist. Das heisst, dass mein Pferd durch ein solides mentales und emotionales Fundament Takt und damit Rythmus halten kann. Ein Pferd, welches demotiviert ist, wird den Takt nicht halten können, es hat die Tendenz langsamer zu werden oder stehen zu bleiben. Ein Pferd, welches unsicher oder ängstlich ist, wird den Takt ebenfalls nicht halten können, manche Pferden werden in solchen Situation eher schneller und reagieren mit dem Fluchtinstinkt, andere Pferde werden unsicher und werden eher langsamer, zurückhaltend.

Egal, wie das Pferd auch reagiert, die Ursache ist nicht physisch, so dass eine "physische" Strategie auch nicht angebracht wäre. Das wäre dann z.B. das Bremsen eines Pferdes, welches schneller wird bzw. das Vorwärtstreiben, bzw. Vorwärtsschicken eines Pferdes, welches langsamer wird, bzw. stehen bleibt.

Die Lösung liegt in der Ursache: mental bzw. emotional. Wenn wir also überhaupt einmal die Ursache erkennen, was der Grund ist, warum mein Pferd den Takt nicht halten kann, können wir auch Strategien entwickeln, die meinem Pferd langfristig helfen, in dem Fall den Takt zu finden, weil wir versuchen, unsere Pferde zu verstehen und Strategien entwickeln, die dem natürlichen Verhalten der Pferde gerecht wird. Dazu gehört z.B. der Aufbau von emotionaler und mentaler Fitness unserer Pferde und auch zu verstehen, welche Persönlichkeit mein Pferd hat (Horsenality), damit ich seinem Typ entsp. Strategien und Muster aufbauen kann. Diese Strategien und Muster erlernen wir durch das Parelli Level System und den einzelnen Savvys (Bereiche), welches uns das Wissen und die Fertigkeiten vermittelt, damit wir unsere Pferde besser verstehen. Mit diesem Wissen und den Fertigkeiten bauen  wir ein positive Beziehung mit unserem Partner Pferd auf.

Takt hat also auch etwas mit Regelmässigkeit und wiederholenden Sequenzen zu tun. Das ist genau das, was uns die Parelli Muster (Patterns) lehren. Stabilität (Konsistenz) durch Wiederholung.

Ich vergleiche emotionale Fitness gerne mit einem 10m Brett im Schwimmbad. Die wenigsten von uns würden wahrscheinlich darunter springen, obwohl es physisch ja keine grosse Herausforderung ist, wenn man mal nur den Punkt bedenkt, einen Schritt nach vorne zu machen. Es braucht emotionale Fitness, diesen Schritt nach vorne zu wagen. Würde sich unsere emotionale Fitness verbessern, wenn jemand hinter uns steht und immer wieder auf uns einredet "Ist doch nur ein kleiner Schritt, jetzt mach doch" oder uns sogar vom Brett stösst? Wie oft haben wir auf unsere Pferde schon eingeredet, anstatt ihre emotionale Fitness durch Teilschritte zu verbessern, Erfolgserlebnisse zu vermitteln?

Mentale Fitness hat etwas mit Motivation zu tun. Oder anders gesagt, wie oft haben wir unsere Pferde schon demotiviert, indem wir noch ein bisschen mehr und nochmal gefragt haben, keine Pause gemacht haben, wenn es gut war. Wie sollen unsere Pferde sonst verstehen, wenn es gut war, damit sie noch motivierter werden?

So verstehe ich mehr, warum z.B. Dr. Reiner Klimke der Meinung der Meinung war, dass nur ein losgelassenes Pferd Takt entwickeln kann. Ein Pferd kann aber über Takt, also Regelmässigkeit auch losgelassen werden.

Wenn mein Pferd also nicht im Takt gehen kann, muss ich mich fragen, woran das liegt und wie ich meinem Pferd helfen kann, seinen eigenen Takt zu finden.

Wir werden im Laufe der einzelnen Etappen der Ausbildungsskala mehr und mehr erkennen, dass die Strategie in einer psychologischen Herangehensweise liegt und nicht physisch oder mechanisch.

Das gibt extra Beziehungspunkte mit unseren Pferd und wir erreichen so ein solides Fundament anstatt ein Kartenhaus, welches für den Moment funktioniert, langfristig aber instabil ist.

Donnerstag, 2. April 2015

Die Skala der Ausbildung und Parelli - Klaudia Duif


Was hat jetzt die Skala der Ausbildung mit Parelli zu tun?
Wie ich finde, sehr viel und dabei spielt es keine Rolle, ob wir die Skala vom Boden bzw. im Sattel anschauen.
Die Skala der Ausbildung ist ein Prozess, den wir gemeinsam mit unseren Pferden über die Jahre aufbauen und deren einzelne Schritte wir bei jeder Session mit unseren Pferden erneut überprüfen.


Die Skala ist eine Checkliste, ob mein Pferd und auch ich bereit für den nächsten Schritt dieser Ausbildungsskala sind und wo wir gerade stehen.


Wenn wir die einzelnen Schritte einhalten, keine übergehen, dann sind wir mit unserem Partner Pferd auf dem richtigen Weg zu mentaler, emotionaler und physischer Fitness.


Es geht hier aber weniger darum die Skala als eine chronologische Abfolge zu sehen, sondern zu verstehen, dass die einzelnen Punkte Vorraussetzung für den nächsten Punkt sind -also ineinander greifen-. Die Skizze mit den Pfeilen zeigt das sehr schön.


Persönlich gehe ich bei jeder Session durch, wo mein Pferd und ich gerade stehen und ob wir bereit für den nächsten Schritt sind oder ob der jeweilige Punkt, wo wir stehen noch nicht solide genug ist.


Man würde z.B. beim Häuserbau auch kein Mauerwerk auf ein Fundament setzen, welches nicht solide ist und wenn das Mauerwerk nicht solide ist, auch kein Dachstuhl darauf setzen. Auch hier hängt das Gesamtbild von der Qualität der einzelnen Bauetappen ab und bei der Skala der Ausbildung ist das ebenso.



Ich möchte jeden Punkt der Skala einzeln beleuchten und welche Bedeutung er für uns und unsere Pferde hat, wie ich die einzelnen Punkte erkennen kann, wo die Herausforderungen liegen und welche Strategien uns und unseren Pferden helfen -egal ob vom Boden oder im Sattel-.