Dienstag, 30. Oktober 2018

Mein LBI, der Motivationsbolzen


Ich bezeichne LBI‘s gerne als ökonomisch, denn sie handeln nach dem ökonomischen Prinzip und in dem Fall dem Minimalprinzip. Wir Menschen hingegen streben mit unseren Pferden das Maximalprinzip an. 
Als Beispiel nehme ich ein Zirkelspiel, welches augenscheinlich dem LBI schwer fällt. Beim Minimalprinzip bedeutet das für ein LBI Pferd, dass das Ziel bereits nach einer 1/4 Runde erreicht ist und das gerne bei einem kleinem Zirkel.
Im Maximalprinzip für uns Menschen bedeutet es vielleicht 20 Runden mit Phase 1 im Galopp auf einem großen Zirkel.
Mensch und Pferd handeln beide nach dem ökonomischen Prinzip. Allerdings nach unterschiedlichen ökonomischen Prinzipien. Beide Prinzipien sind legitim und mit einem unterschiedlichen Fokus.

Ich entschuldige mich für den kaufmännischen Exkurs, mir ist jedoch wichtig, zu verstehen, dass ein Prinzip unterschiedlich ausgelegt werden kann, was für LB‘s nicht ungewöhnlich ist.

Wie wird ein LBI zum Streber oder wie bei diesem Beispiel zum Zirkelkönig oder -königin?

Bei LBI Horsenality Strategien wissen wir um die Macht von Futter und Pausen, was aber in höheren Levels ab 3 oder höher, wenn die Aufgaben auch mehr Einsatz verlangen?
Zunächst möchte ich eine kleine Änderung der Bezeichnung für diesen Artikel vornehmen: Das LBI Pferd heißt im weiteren Verlauf Ökonom und nicht mehr LBI. Damit soll die Denke klarer werden.

Ich sehe oft BesitzerInnen von Ökonomen, die zum Einen sehr viel Herzblut und auch viel körperlichen Einsatz mitbringen, um ihren Ökonomen physisch zu bewegen.
Ganz ehrlich? Das ist KEIN Motivationsgrund für unseren Ökonom.
Wem das folgende Szenario bekannt vorkommt, darf digital die Hand heben oder altmodisch schmunzeln:
„Pausen und auch Futter haben am Anfang super funktioniert. Mit der Zeit hat mein Pferd das oder die Leckerli(s) früher und vor allem mit einem grantigen Ausdruck eingefordert und kommt mir zu nahe.“
„Mein Pferd liebt Pausen so sehr, dass es die Pause selber vorschlägt, auch wenn ich sie gerade nicht frage. Außerdem wendet mein Pferd zwischen den Pausen nur einen minimalen Aufwand an.“
Nicht verzweifeln, sondern erstmal Glückwunsch zu diesem cleveren Pferd. Der Ökonom beherrscht eine Überlebensstrategie, von der wir Menschen nur träumen können.
Mit beherrschen meine ich übrigens, dass die Strategie auch erfolgreich ist.
Was ist nun der Schlüssel? Der magische Zauber, damit wir einen Ökonom Streber erhalten?
Hier eine Checkliste:

  • Die Macht der Neutralität
  • Die richtige Phase
  • Das richtige Einsetzen der Phasen
  • Souveränität
  • Einen (ökonomischen) Plan haben
  • Qualität vor Quantität
  • Ein LB Pferd auch als Solches behandeln
  • Vorschlag anstatt Befehl

Ich kenne fast keine bessere Strategie bei LB Pferden als die Neutralität. Neutral sein in Ökonom Pferdesprache bedeutet, dass Pferd nicht zu stören, wenn es etwas Erwünschtes tut. Ökonomen lieben es, nicht gestört zu werden. Das bedeutet letztendlich eine störfreie Pause in Bewegung.
Man bedenke, dass jede Änderung -auch das Auskuppeln für eine Pause- eine Störung ist.

Hast Du das Gefühl, dass Du eine Phase 6 komunizierst und Dein Ökonom reagiert trotzdem nicht? Diese Wahrnehmung erlebe ich bei Unterrichten sehr oft. Die Frage, die Dir stellen solltest ist, ob Dein Pferd die Stufe der Phase wie Du einschätzt.

Ein weiteres Fettnäpfchen bei den Phasen ist, dass die Phasen falsch kommuniziert werden. Das betrifft vor allem die Phase 1 und 4. Ich sehe oft, dass in Phase 2 begonnen wird und die Phase 3 eine vermeintliche 4 sein soll.
Das kreiert schlechte Laune auf beiden Seiten, ist nicht fair und zeugt nicht von Führungsqualitäten.
Eine Erhöhung der Phase heißt nicht lauter oder schneller, sondern effizienter werden.
Nur so können wir langfristig die Phasen verfeinern und damit die Kommunikation mit unseren Ökonomen verbessern, denn das Ziel ist eine verfeinerte Phase 1.

Auch sollte es bedeuten, dass wir nicht emotional werden, falls wir effizienter werden müssen. Das nennt man Souveränität und ist sehr kraftvoll in Führungspositionen.

Einen Ökonom physisch mehr machen zu lassen als nötig, zeugt ebenfalls nicht von Führungsqualitäten. Deshalb ist es wichtig, einen Plan zu haben und diesen effizient mit dem Pferd gemeinsam umzusetzen.

Effizienz bei der Umsetzung eines Plans bedeutet, dass Qualität immer vor Quantität geht. Wer das bei einem Ökonom beachtet, wird merken, dass Subtilität ein weiterer Schlüssel ist, den Anspruch zu steigern und damit die Motivation des Ökonomen. 

Pferdeökonom zu sein heißt, dass das Pferd bereit ist, Verantwortung und Konsequenzen zu tragen. Wer das dem Ökonom Pferd vorenthält, degradiert gefühlt das Niveau des Pferdes.
Es bedeutet auch, bei der Verfeinerung der Phasen kreativ zu werden.
Ab Level 3 sollte nicht die Aufgabe im Vordergrund stehen, sondern die Einstellung des Pferdeökonoms zur Aufgabe. Wir sollten also unseren Blick bezüglich Motivation, Kooperation, Herzblut, Ausdruck schulen. Überprüfe also, ob die Aufgabe oder die Einstellung bestätigst.

Eine Bestätigung kann und sollte ab einem gewissen Niveau einen Vorschlag und kein Befehl sein. Wer glaubt, dass ab einem Niveau Level 3 oder höher ein Auskuppeln als Einleitung einer Pause eine tolle Idee ist, kommuniziert unter dem Niveau des Pferdes, was wiederum bedeuten kann, dass der Ökonom an unserer Führungsqualität zweifelt; man beachte u.U. den Ausdruck.

In dem folgenden Video reitet Siri, die Working Student bei mir ist meinen Ökonom Ludo. Ziel war hier für Ludo die Neutralität der Reiterin zu finden. 


Ich möchte mich bei den Pferden Ludo und Luana für die Inspiration für diesen Post bedanken und wünsche Euch viel Spaß beim Umsetzen mit Euren Ökonomen.
Herzlichst,